Die Farbe der Wahrheit Südafrikas Suche nach Gerechtigkeit

Der Film stellt dar, wie eine schwarze Familie, deren Sohn von Polizisten ermordet wurde, die Arbeit der Wahrheits- und Versöhnungskommission erlebt. 15 Jahre hat die Familie auf den Tag gewartet, an dem die ganze Wahrheit über die Ermordung des bekannten Studentenführers Siphiwo aufgeklärt wer-den würde. Im Film berichten die Mutter und die Schwester des Ermordeten aus seinem Leben in einem Township von Port Elisabeth, von seiner ersten Verhaftung im Jahre 1976 und von der Festnahme bei einer Demonstration am 31. Mai 1981. Siphiwo wurde misshandelt, gefoltert und vergiftet. Als er nach sechs Monaten entlassen wurde, war er an den Rollstuhl gefesselt. Er entschloss sich, gerichtlich gegen die Täter wegen Folterung und versuchten Mordes vorzugehen. Daraufhin wurde er erneut festgenom-men und verschwand für immer. Mehr hat die Familie bisher nicht erfahren. Nach 15 Jahren sollen nun die Täter ihre Verbrechen vor der Wahrheitskommission gestehen.
Der Morgen dieses wichtigen Tages wird von den Freunden und Bekannten der Familie mit einem Got-tesdienst begonnen. Auf dem Weg zur Versammlung sagt die Mutter dem Filmteam: „Für mich herrscht Gerechtigkeit erst dann, wenn die Täter die Wahrheit sagen.“ Und sie fügt hinzu: „Sie haben ihn getötet, warum, warum?“ Erwartungsvoll kündigt sie an: „Ich werde versuchen, ihnen Fragen zu stellen, der Moment ist endlich da.“
Die Familie des Opfers wird von einer großen Zahl von Menschen in den Saal begleitet, die als Schwar-ze selbst Opfer der Apartheid waren und nun Lieder aus der Zeit des Befreiungskampfes anstimmen. Die Täter kommen in einem gepanzerten Fahrzeug und betreten mit verschlossenen Gesichtern den Raum, in dem die Anhörung stattfinden soll. Wenn sie ein umfassendes Geständnis ablegen, haben sie die Aussicht auf Amnestie. Bei vielen Fragen, die ihr Anwalt offenbar gut vorbereitet hat, um die Grundlage für eine Amnestie zu schaffen, kommt die stereotype Antwort „Das ist zutreffend“, mehr nicht. Der Tathergang wird von einem Angeklagten mit unbewegter Miene dargestellt. Wie er Holz ge-sammelt hat, wie sie den Scheiterhaufen vorbereiteten, wie Siphiwo erschossen und dann verbrannt wurde. Einer der Täter: „Es gab keine exakte Entscheidung, wer ihn erschießen sollte. Ich fühlte mich als der Ältere dazu berufen.“ Angesichts der brutalen Vorgänge, die durch die Aussagen bekannt wur-den, aber sicher auch den fast unbeteiligten Stil der Beschreibung des Geschehens durch die Täter bre-chen einige schwarze Zuhörerinnen und Zuhörer weinend zusammen.
Bei einer Pressekonferenz äußert sich die Familie enttäuscht über das Verhalten der Täter: „Sie zeigten keine Reue.“ Deutlich ist aus der Sicht der Familie auch, dass die Polizisten die Vergiftung leugnen wollten, weil sie für einen Mord zur Verhinderung der Aufdeckung einer Vergiftung keine Amnestie zu erhoffen hätten. Bewegend die Aussage der Mutter am Ende dieses so lange erwarteten Tages: „Ich glaube nicht, dass ich ihnen (den Tätern) verzeihen kann.“
Diese sind längst in ihrem gepanzerten Fahrzeug abgefahren, eine persönliche Begegnung hat es nicht gegeben. Aus der Sicht der Familie ist klar, dass die Täter „nicht versucht haben, sich mit uns zu ver-söhnen“. Und dennoch äußert sich die Schwester des Opfers dankbar, dass sie jetzt wenigsten erfahren haben, wie Siphiwo ermordet wurde. Sie lädt vor der Kamera die Familien der Täter zu einem Besuch und Gespräch ein und hofft, dass die Frauen und Kinder der Polizisten einen positiven Einfluss auf sie ausüben können: "Kommen Sie und sagen Sie die ganze Wahrheit!"
aus: EZEF-Arbeitshilfe Nr. 140, Frank Kürschner-Pelkmann, Mai 1999

Produktionsjahr1998
ProduktionslandDeutschland
Ziel-/Altersguppeab 16 Jahren
FormateVHS
Länge30 Minuten
BuchClarissa Ruge, Dobrivoie Kerpenisan
RegieClarissa Ruge, Dobrivoie Kerpenisan
KameraPeter Refle
TonClemens Haas
SchnittPirates n Paradise
ProduktionDobrivoie Kerpenisan Filmproduktion
AuszeichnungenMenschenrechtsfilmpreis Nürnberg 2000
GenreDokumentarfilm